Bürgerleitlinien für die Berliner Mitte
Bürgerleitlinie 1: Ein Ort für Alle
Das Wettbewerbsgebiet soll als ein dem Selbstverständnis Berlins entsprechender offener und frei zugänglicher, multikultureller Ort gestaltet werden. Identitätsstiftende Elemente, die der vielfältigen (Berliner) Zivilgesellschaft und den diversen Nutzungsansprüchen entsprechen sind zu entwickeln. Gesucht wird ein Entwurf, der die Vielfalt in Gestaltqualität transformiert und einen kommunikativen öffentlichen Raum schafft.
Mit welchem Selbstverständnis soll sich Berlin 2040 in diesem zentralen Freiraum präsentieren? Wie wird die vielfältige Nutzung durch diverse Nutzergruppen ermöglicht und wie entstehen Orte der Begegnung, die für alle offen und frei zugänglich sind?
Bürgerleitlinie 2: Ein Geschichtsort
Die bestehenden Denkmale und Zeugnisse sollen in eine funktionale und zukunftsorientierte Vision überführt werden. Unter der Erde verborgene Zeugnisse der Stadtgeschichte können ergänzend als Archäologische Fenster erlebbar gemacht werden. Die Gestaltung soll dafür diverse Facetten der Geschichte – sichtbare, verborgene und erlebte – aufnehmen und zur Stärkung der Identität des Freiraums fortführen.
Wie wird die komplexe Geschichte des Ortes sicht- und erlebbarer gemacht? Wie entsteht ein Ort für den permanenten Prozess der öffentlichen Auseinandersetzung über Geschichte, Gegenwart und Zukunft?
Bürgerleitlinie 3: Ein Ort der Demokratie
Der Wettbewerb stellt mit der Vision 2040 die Frage nach der zukünftigen Bedeutung des öffentlichen Freiraums als politischer Ort und der zeitgenössischen Demokratie, die in Berlin sehr stark vom Spannungsverhältnis zwischen Repräsentativer Demokratie und Direkter Demokratie geprägt ist. Neben traditionellen Formaten im öffentlichen Raum, wie Demonstrationen und Versammlungen, sucht eine hoch aktive Zivilgesellschaft nach neuen Angeboten für Kommunikation und produktive Einflussnahme auf Stadtentwicklungsprozesse. Es wird ein Ort der öffentlichen Debatten und kulturellen Veranstaltungen – formeller und informeller Art – gefordert.
Was kann den Freiraum als politischen Ort stärken? Welche Gestalt hat der Ort der Demokratie und welche Funktionen/Infrastrukturen stellt er für politische Debatten bereit?
Bürgerleitlinie 4: Ein Ort der Kultur und Kreativität
Die Vision für das Jahr 2040 soll sich mit dem kulturellen Stellenwert öffentlicher Flächen in der Zukunft auseinandersetzen.
Welche Rolle spielen zukünftig die Vielfalt von Kultur und Kreativität im Freiraum und wie werden abwechslungsreiche und inspirierende Aufenthalte ermöglicht?
Bürgerleitlinie 5: Ein öffentlicher, nicht-kommerzieller Ort
Mit dem Ausbau des Büro- und Einzelhandelsstandorts Alexanderplatz gilt es am Rathausforum/Marx-Engels-Forum den Gegenpol zu stärken, der eine Pause vom Konsum ermöglicht, den nichtkommerziellen Aufenthalt stärkt und das qualitätvolle Flanieren ermöglicht.
Was prägt den öffentlichen, nicht-kommerziellen Ort? Wie gelingt eine räumliche Differenzierung zwischen kommerziellen Nutzungen in den Randbebauungen und nicht kommerziellen Nutzungen im öffentlichen Freiraum?
Bürgerleitlinie 6: Eine grüne Oase
Der Wettbewerb fordert mit der Vision 2040 Antworten auf die Herausforderungen des Klimawandels. Ein resilienter Stadtraum soll entstehen, der mit vermehrt auftretenden Extremwetterereignissen umgeht und die Lebensqualität in der Stadt für den Menschen, sowie für Flora und Fauna sicherstellt. Die entschlossene Förderung von Stadtnatur, Biodiversität und Klimaschutz sind bereits heute von entscheidender Bedeutung und Notwendigkeit, um eine nachhaltige Entwicklung für die Zukunft zu ermöglichen.
Welche Antworten gibt der Ort auf die Herausforderung des Klimawandels? Welche (zusätzlichen) Funktionen kann der Freiraum für die resiliente und klimaangepasste Stadt aufnehmen?
Bürgerleitlinie 7: Ein verkehrsberuhigter Ort
Gesucht werden neue Mobilitätskonzepte. Der Entwurf soll den Gesamtraum als erlebbares Ensemble gestalten und Straßenräume zukunftsweisend integrieren. Gezeigt werden soll, wie Mobilität in Zukunft funktionieren kann. Die Bezüge zwischen Rathausforum und Marx-Engels-Forum und zur Umgebung sollen herausgearbeitet und qualifiziert werden, heutige Barrieren sollen gut gestaltet und überwunden werden.
Wie sieht eine klima- und nutzerverträgliche Mobilität zukünftig aus? Wie sieht die von Zu-Fuß-Gehenden und Radfahrenden ausgehend geplante Stadt aus? Wie werden die Verkehrsräume zukünftig gegliedert und wie werden Barrieren kurz- und auch langfristig überwunden? Wie wird das Gebiet mit den umliegenden Stadtvierteln und deren Straßen und Wegen vernetzt?
Bürgerleitlinie 8: Ein Ort am Wasser
Es kann eine raumprägende Ergänzung zu den inszenierten Wasserspielen des Neptunbrunnens und der Kaskaden am Fernsehturm geschaffen werden. Ergänzende und verbindende Gestaltungselemente könnten auch aus einem Konzept für den ökologischeren Umgang mit dem Niederschlagswasser entwickelt werden.
Wie wird der Bezug zum Fluss hergestellt und Wasser als identitätsstiftendes Merkmal aufgegriffen? Wie können vorhandene und innovative Elemente des Umgangs mit Wasser die Attraktivität und Resilienz des Freiraums stärken?
Bürgerleitlinie 9: Sichtbeziehungen
Die prägenden Sichtbezüge zwischen Fernsehturm und Spree mit dem Humboldtforum sowie Rotem Rathaus und Marienkirche sollen respektiert und in ihrem Erlebniswert gestärkt werden.
Wie werden die Sichtbeziehungen aufgegriffen und mit anderen räumlichen Gestaltungsanforderungen integrativ kombiniert?
Bürgerleitlinie 10: Ein zukunftsfähiger und dynamischer Ort
Eine Besonderheit des Verfahrens ist die Umsetzung des Wettbewerbsergebnisses über einen langen Zeitraum. Entsprechend der Bürgerleitlinie 10 soll ein zukunftsfähiger und dynamischer Ort entstehen. Dafür ist eine ausgeprägt prozessorientierte Herangehensweise bei der Lösung der Aufgabenstellung erforderlich. Das Gesamtkonzept sollte robust und flexibel sein, sodass auch heute unvorhersehbare Veränderungen bei seiner Weiterentwicklung integriert werden können.
Wie entsteht ein Ort, der dynamische Prozesse aufnehmen und auf sich ändernde Anforderungen reagieren kann?
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